LOOCK: Wohnmaschine Archive

Michael Kalmbach - Mobile




Michael Kalmbach, Mobile, Ausstellungansicht Wohnmaschine, 2004


 

10. September - 06. November 2004

 

Die erste Ausstellung von Michael Kalmbach in der Wohnmaschine zeigt eine Weiterentwicklung in Kalmbachs plastischem Werk. Arbeitete der Künstler bisher mit den Materialien Gips und Ton, formte er für die Installation Mobile Pappmachéfiguren aus Draht und Papier.

 

Die Leitfigur, der „kleine Held“, dem Kalmbach schon in seinem Text Kleiner Pinsel und der Aquarellserie Der große und der kleine Paul das Leben schenkte, begegnet uns in dreidimensionaler Form in Mobile wieder. Zwischen den Figuren hängen ein großer und mehrere kleine, an Planeten erinnernde Körper von der Decke. Aus einem Krater auf dem größten der planetenähnlichen Kugeln, lacht die Gattin Arnold Schwarzeneggers, Maria Shriver, in den Raum hinaus.

Assoziationen zu Antoine de Saint-Exupérys kleinem Prinzen liegen nahe, doch Kalmbach verleiht seinem Helden einen anderen Charakter: unanständig, kotzend oder seine kleineren Artgenossen mit zum Fressen aufgerissenem Mund verfolgend, treibt er in den Aquarellen sein Unwesen. Das Mobile ist die Konstruktion, das die Bilderwelt beweglich macht.

Die Abgründe des Schauspiels dieser Ausstellung offenbaren sich auf den zweiten Blick. Die erste, unschuldige Betrachtung wird durch die Details in der Darstellung sowie die Materialwahl gebrochen, so deutet beispielsweise die Verwendung von Zeitungspapier auf einen gesellschaftlichen Bezug, die Verwendung von Toilettenpapier auf diverse Körpersäfte. Mobile ist ein spielerisches Experiment der menschlichen Begierden.

 

Neben der Installation zeigt die Ausstellung eine Auswahl an Aquarellen, die die Welt des „kleinen Helden“ weiter ausmalen. Traumhaftes wird auf Papier gebannt, die Schwerelosigkeit scheint hier allgemeiner Zustand zu sein.

 

„Kalmbachs Figuren verraten Abhängigkeiten, zeigen Hilflosigkeit und Verletzbarkeit, Einfallsreichtum und Schläue, und sie scheinen einem Schicksal unterworfen zu sein. Sie entbehren nicht einer gewissen Komik – wie das Leben.“

Christian Müller, in: Michael Kalmbach – Menschensuppe, Ausst.Kat. Museum für Gegenwartskunst der öffentlichen Kunstsammlungen Basel und der Emanuel Hoffmann Stiftung, Basel 2002.

 

Das Katalog Michael Kalmbach – Zeichnungen, Skulpturen und Installationen, hrsg. v. Erik Stephan für die Städtischen Museen Jena, 2004 liegt vor.

ISBN 3-930128-64-0