LOOCK: Wohnmaschine Archive

Gustav Kluge - Teamportrait Moabit




Gustav Kluge, Teamportrait Moabit, Öl auf Leinwand, 209 x 251 cm, 2005


 

15. April - 21. Mai 2005

 

 

Mit der Ausstellung „Teamportrait Moabit“ zeigt Wohnmaschine erstmals Arbeiten des Hamburger Malers Gustav Kluge (* 1947) und präsentiert einen Künstler, der sich in seinem malerischen Werk immer wieder kritisch mit politischen Themen auseinandersetzt. Kluges künstlerische Position vor dem Hintergrund der Debatte um die aktuelle deutsche Malerei zu betrachten, war Ausgangspunkt für die Zusammenarbeit zwischen dem Künstler und Wohnmaschine.

Das Gemälde „Teamportrait Moabit“ in dessen Zentrum ein Gruppenporträt der Mitarbeiter des bzfo – Behandlungszentrum für Folteropfer Berlin zu sehen ist, entstand über den Zeitraum eines Jahres hinweg. Ergänzt wird die Arbeit durch eine Installation mit einer Pilotenuniform und Dokumentationsmaterialien: Publikationen des Behandlungszentrums, Artikel zum Thema Folter aus dem Archiv des bzfo, Jahrgänge der Zeitschrift „Psyche“ sowie die zur Ausstellung erscheinende Publikation.

 

Nach früheren Arbeiten zum Themenkomplex Folter und Gewalt wie “Wiedereinführung der strengen Befragung” von 1984 und einem Gruppenportrait von drei Überlebenden des KZ Neuengamme von 1995, dokumentiert Kluge mit dem Gemälde “Teamportrait Moabit” die Arbeit der Mitarbeiter des Behandlungs-zentrums für Folteropfer während einer supervisionsähnlichen Sitzung.

 

“Als ich das Bild malte, stand ich vor dem Problem, wie ich den polizeilich-militärischen Komplex, der oft in den Terror der Folter involviert ist, zur Sprache bringen kann. Die Uniform ist kein Symbol, sie hat den Status des Indizes. Ohne den polizeilich-militärischen Komplex ist Folter nicht organisierbar(…). Für mich ist das Bild eine Allegorie, die die dargestellte Gruppe von Therapeuten und zugleich den gesellschaftlichen Raum meint, in dem wir heute leben. Die drei Bild-Elemente – Gletscher, Trichter-Kegel-Konstruktion, Pilotenuniform – vernetzen sich mit Gedankensträngen, die aus dem Bild hinausweisen. (…) Der aufgeschnittene und der ihn aufnehmende Kegel (…) repräsentieren das rationale Funktionieren der Folter-Systeme, die in das jeweilige politische Kalkül hineingebaut sind.” (Gustav Kluge im Interview mit Marius Babias)

 

Mit den in der Ausstellung zugänglichen Informationen aus der Bibliothek des bzfo wird eine weitere wichtige Funktion des Behandlungszentrums für Folteropfer hervorgehoben: die Möglichkeit, Belege über politische Gewalt, Folter und Folterstaaten der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, Akteure zu benennen und den Deckmantel des Schweigens zu durchbrechen. Die Dokumentation und das Bild stehen sich damit im Ausstellungsraum gleichwertig gegenüber.

 

Zur Ausstellung erscheint eine umfangreiche Publikation: Gustav Kluge: ‚Teamportrait, Moabit.’ Kerber Verlag, 2005 mit Beiträgen von Sepp Graessner zu institutionellen und politischen Hintergründen der Arbeit mit Folteropfern, von Sylvia Karcher zur therapeutischen Arbeit sowie einem Interview von Marius Babias mit Gustav Kluge.