LOOCK: Wohnmaschine Archive

Mirjam Kuitenbrouwer- Der erweiterte Blick




Mirjam Kuitenbrouwer, Austellungsansicht Wohnmaschine, 2007


 

16. März - 21. April 2007

 

 

Die niederländische Künstlerin Mirjam Kuitenbrouwer (*1967) stellt in ihrer Ausstellung DER ERWEITERTE BLICK eine neue Serie von Paneelen vor. Dabei arbeitet sie mit direktem Bezug zur Architektur und lotet in ihren Raumentwürfen und Modellen, in Fotografie, Zeichnungen und Collage die Grenzen von Innen- und Außenraum, die Beziehung zwischen Detailansicht, Fragment und Umgebung aus.

 

Dreh- und Angelpunkt der Ausstellung DER ERWEITERTE BLICK ist das Atelierfenster, das für die Künstlerin gleichzeitig als Membran und als Vergrösserungslinse fungiert. Auf der Tapete, die die rückwärtige Galeriewand bedeckt, bildet die Künstlerin das Modell ihres idealen Atelierfensters ab. Dieses Modellfenster wurde von der Künstlerin im Herbst 2003 für die Ausstellung ‘Galerie 1:10’ in Air de Paris gebaut und besteht aus zahlreichen konvexen Vergrösserungsgläsern.

 

Die verschiedenen Linsen erzeugen einen mal stärkeren, mal schwächeren Vergrösserungseffekt und bilden in der Zusammensetzung ein facettenreiches Bildraster. Die Wirklichkeit jenseits dieses Fensters wird in vervielfachter und in verzerrter Weise wiedergegeben. Es entsteht eine Mosaikfläche sich ähnelnder Mikrokosmen. Kuitenbrouwer setzt diese Miniaturausschnitte in Bezug zur Maxime des französischen Philosophen Gaston Bachelard, der sagt “Die Miniatur ist ein Fundort der Größe”. Denn die Miniatur, so Bachelard, entfaltet sich wie ein Universum, in dem das Große im Kleinen eingeschlossen ist.

 

Gleichzeitig ist das Fenster auch die Schnittstelle von Außen- und Innenwelt. Der Blick der Künstlerin kann sowohl analytisch als auch assoziativ Beobachtungen sammeln und neu arrangieren. So fügt die Künstlerin in ihren Paneelen Bildfragmente und visuelle Assoziationen gedanklich zusammen und überlagert sie in der zweidimenionelen Bildfläche Schicht um Schicht, bis der gemalte Raum eine plausible Überlagerung von Motiven ergibt und ein neues Miniaturuniversum entsteht.

 

Mirjam Kuitenbrouwer führt uns immer wieder an unsere gebaute und gedachte Umwelt heran. Das Fenster dient ihr dabei als Austragungsort des reflexiven Verhältnisses von Blick und (Eigen-) Wahrnehmung und sie lenkt die Aufmerksamkeit auf Fragen nach physikalischen Sehprozessen einerseits und subjektiven Wahrnehmungs- und Interpretationsmechanismen andererseits.