LOOCK: Wohnmaschine Archive


Gavin Tremlett

Be Stiff

 

04. Oktober - 2. November 2008

 

Wir freuen uns, die zweite Einzelausstellung von Gavin Tremlett (*1977) in der Wohnmaschine zu präsentieren.

 

Die aktuelle Werkserie des britischen Malers besteht aus einer Reihe verstörender Portraitdarstellungen. Mit einer Manier, die an die italienische Malerei des späten 16. Jahrhunderts erinnert, inszeniert Tremlett seine Figuren bewusst provokant und positioniert seine Malerei zwischen der Akzeptanz des Ordinären in der zeitgenössischen Kunst und der Sehnsucht nach einer verlorenen Art der Figuration. Seine Bilder etablieren einen Ort der Überschneidung zwischen den sublimen Möglichkeiten der Malerei und dem geschlossenen Wesen der Pornografie.

 

Tremletts Interesse gilt vorrangig dem malerischen Prozess, den er anhand des menschlichen Körpers studiert. Stilistisch orientiert sich Tremlett an historischen Vorbildern wie z.B. Caravaggio, an fotografischen Pornodarstellungen verschiedener Jahrhunderte und an zeitgenös-sischen Hochglanzmagazinen, die der Ausstellungstitel BE STIFF ironisch sarkastisch kommentiert. Basierend auf den Techniken der Hell-Dunkel-Malerei Caravaggios und den Effekten des Chiaroscuro treten Tremletts gemalte Körper plastisch hervor. Sie scheinen dabei aus sich selbst heraus zu leuchten und konfrontieren damit den Betrachter unmittelbar mit ihrer Präsenz.

 

Tremletts Serie der Portraitköpfe - fiktive Gesichter, die er mit unzähligen Lasuren bearbeitet und Schicht für Schicht deformiert - sind pointierte Anti-Thesen zu Schönheitskonventionen und gängigen Idealgesichtern und verstehen sich als bewusst gesetzte, ästhetische Regression.

 

„Meine Malerei widmet sich der Erotik, Sexualität und Verstoß. Sie hinterfragt Schönheitsideale und Identitätspolitik. Diese mächtigen Themen ringen mit dem Medium selbst – das Fesselnde des Themas kämpft gegen die Sensibilität und Zartheit der Berührung bei der Pinselführung und dem Auftragen von Markierungen. Ich versuche nach innen zu schauen, an einen Ort außerhalb von Bewusstsein und Kontinuität, der aber trotzdem wohlbekannt ist. Ich mache keine Anleihen bei der Nostalgie im Sinne einer Flucht aus der Wirklichkeit, (...). Vielmehr enthält meine Arbeit eine Dynamik für die Gegenwart und die Zukunft; sie bietet einen gedanklichen Zeitraum von angehaltener Bewegung, die Erwartung und Spannung für jemanden oder etwas, die direkte und gleichzeitige Beziehung zu Hoffnung und Erwartung.“ Gavin Tremlett