LOOCK: Wohnmaschine Archive

Holly Zausner - Piotr Nathan




Zausner, Nathan, Ausstellungsansichten Wohnmaschine, 1999



03. Juni - 03. Juli 1999

 

Körperliche Erfahrungen und Sexualität sind die Themen die diese beiden Künstler verbindet. Es sind jedoch entgegengesetzte Perspektiven, die sich in dieser Ausstellung eröffnen. Die in New York lebende Bildhauerin Holly Zausner spürt in ihrer emotionalen Arbeit der weiblichen Figur nach und der in Polen geborene Piotr Nathan thematisiert männlichen Homosexualität, wobei das Thema Aids eine zentrale Stellung einnimmt. Nathans Arbeit „Der verfluchte Garten" ist eine permanente Intallation in der Hamburger Kunsthalle.

 

„Im Mittelpunkt von Holly Zausners Skulpturen, Fotografien und Collagen steht eine unbegrenzt formflexible, meist als weiblich zu erkennende Figur aus farbiger Modelliermasse. Mit ihren extrem überlängerten Gliedmaßen, die sich oft zu einem Kreis schließen, erinnert sie zuweilen an ein Ornament, ein Logo oder eine Art extravagante Turn- oder Yogaanleitung. In einer Reihe von Skulpturen taucht dieses dynamische Geschöpf auch in Verbindung mit funktionalen Objekten auf. Es schmiegt sich lustvoll an Designer- stühle, fläzt sich auf Bettgestelle, windet sich um Tischlampen oder breitet sich in zwei Räumen gleichzeitig aus, als sollte deren Tauglichkeit für eine ungezügelte, kreative Körperlichkeit überprüft werden. Die physische Gelenkigkeit ist hier aber auch Synomym für geistige Gelenkigkeit, der gestische Überschwang für das Verlangen nach Transzendenz, und das Erotische Ausdruck einer alles umfassenden Lebenslust..."

 

Sabine Russ

 

 

„Auf der Wandzeichnung Piotr Nathans ist der Innenraum einer sogenannten Bedürfnisanstalt zu sehen, ein an Wänden und Boden gefliester Raum, Toilettenschüsseln, bekritzelte Türen mit obszönen Zeichnungen, sexuellen Botschaften und Manipulationen: das Loch eines „glory-hole" und größere mit Toilettenpapier verhängte Öffnungen. Die Auflösung der fotografischen Vorlage in Computerpixel nimmt der zeichnenden Handbewegung nicht nur alles Spontane, sondern macht aus dem Bild ein Maß für den Zeitaufwand, Tausende von Punkten zu setzen. In einer Art technischer Mimikry zitiert die Zeichnung mit Lackmalstiften auf Kacheln die dargestellten Graffiti und die sanitäre Einrichtung...".

 

Ulmann Hakert